„Kreuzkirche auf dem Roten Kliff“

„Kreuzkirche auf dem Roten Kliff“

Für den Hafen Wendingstadt hat sich die günstige Lage am Meer vermutlich im 13. Jh. geändert. Zu der Zeit wurde das tiefliegende Marschland ständig überflutet und die von der See her aufgeworfenen Sandwälle trieb der Wind und die Meeresströmung über das Küstenvorland bis hinauf auf das Rote Kliff und den südlichen Inselhaken. Die Meeresbucht versandete allmählich.

Sylt Historie - Kreuzkirche auf dem Roten Kliff

Rotes Kliff

Die Versandung der Meeresbucht und Überschwemmung der tiefliegenden Marsch sind wahrscheinlich die Ursachen dafür, dass die Bewohner den Hafen Wendingstadt aufgeben mussten und sich auf die höher gelegene Geest zurückgezogen haben.

Seekarte von 1585 – Navigation Rotes Kliff

In der Segelanweisung und der Seekarte aus dem Meeresatlas „Spiegel der Seefahrt“ von Lukas Janszoon Waghenear wird die Lage der Kreuzkirche auf dem Roten Kliff eindeutig beschrieben. Transkription der Segelanweisung: „Beschreibung der See-Küsten von Jütland mit ihren Orten, Strömen und Inseln“.

Von Rijm nach Silt oder List ist es eine Meile (dt. Meile 6200 m). Dazwischen befindet sich das schönste Tief von ganz Jütland, mit fünf bis sechs Faden (1 Faden = 1,83 m) tiefen Wasser und erstreckt sich meist ost/süd/ost und ost/süd.

Auf dem Nordende von Silt liegt ein hohes, rotes Kliff. Da drauf steht eine Kreuzkirche und eine Mühle und dazwischen liegt ein Plateau auf dem ein Haus steht. Wenn dasselbe Haus ungefähr eine Strichlänge nach Norden des Nordendes von Silt kommt und das schwarze Plateau das rote Kliff anfängt zu bedecken, also das man es nicht mehr sieht, so habt ihr ein offenes Fahrwasser.

Fahrt dann ost/süd/ost, bis ihr bei der Rust seid, die bleibt an Steuerbord. Wenn ihr nun da drinnen seid, liegen noch zwei kleine trockene Stellen an der Ecke des Landes Sylt. Da ist eine starke Strömung bei ablaufenden Wasser und rauscht Richtung Norden.

Dort ist es aber tief, nämlich 10 bis 15 Faden. Weicht dann nach dem Hause ungefähr süd/ost aus, so werdet ihr auf Silt ein Haus bemerken, welches des Strandvogt Haus ist. Segelt dann auf das Haus zu und ankert dort. So liegt ihr vor dem Wind geschützt“.

Seekarte von 1608 mit der Westlanderkerck und einer Mühle auf dem Roten Kliff

Das rechte Bild zeigt die Seekarte von 1608, mit der Kurseinzeichnung wie beim vorherigen Bild, dazu aber mit der Bezeichnung „Westlanderkerck“. Eine „verbesserte Ausgabe“ von Willem Ians Zoom.

Das linke Bild ist eine Seekarte der Insel Sylt von 2007 mit derselben Kurspeilung.

Fundstellen-Plan und 4 Seekarten mit jeweils einer „Seekirche“ auf dem Roten Kliff

Bild links: Quelle: Planauszug „Rotes Kliff“ aus „Vorgeschichte der nordfriesischen Inseln“ von Karl Kersten und Peter La Baume.

Bild Mitte oben: Westelander kerck 1585, Quelle: Chronik Norddörfer Sylt, Bd. 1 Auszug Seekarte von Albert Haye, Harlem.

Bild Mitte unten: Wästerkirck um 1615, Auszug Seekarte „Dania Regnum“

Bild oben rechts: Westlanderkerck 1608, Auszug Seekarten Atlas aus „Licht der Welt“ verbesserte Ausgabe von Willem Ians Zoon.

Bilden unten rechts: wester Kirck um 1630, Auszug Seekarte „Dania Regnum“

Fundstelle Nr. 115 auf dem Roten Kliff

„Bei den Scherben 1 und 2 handelt es sich wahrscheinlich um Stücke von Krügen aus dem 10. Bis 12. Jahrhundert. Bei 3 ist das geriffelte Fragment wohl spätes 14. bis frühes 15. Jh.“ (Zitat: 1952 Dr. Ritzerfeld, damaliger Leiter des Keramik-Museum in Düsseldorf)

Fundstelle LA 115 auf dem Roten Kliff „Schwarzes Plateau“ (Quelle: Archiv Hermann Schmdt – ausführliche Beschreibung in der „Chronik Norddörfer Sylt“ Bd. 1 von Rolf Spreckelsen.)

 

Siedlung auf dem Roten Kliff

„Merkwürdiger als der Untergang Wendingstadts ist das auf dem hohen Kliff in nordwestlicher Richtung von dem jetzigen Wenningstedt vor einigen Jahren bemerkte Wiedererscheinen von Stavenplätzen, Mauerwerk, Steinpflaster u. a. Gegenständen eines seit Jahrhunderten im Sande begrabenen, längst vergessenen Dorfes, nachdem die Dünen völlig über den Ort weggeschritten waren.

Wir halten dafür, dass die Trümmer des wiedergefundenen Dorfes von dem alten Kieptrum, welches nach den Charten Meyer´s in der Gegend des jetzigen rothen Kliffs gelegen hat, herrühren“. (Quelle: Staatsbürgerliches Magazin 1845, von Dr. U. Falck – Auszug aus einem Beitrag von C. P. Hansen.)

 

Fundstellen LA 149 Siedlung aus dem 8. Jh. bis 17. Jh. n. Chr. Vermutlich Holzfragmente und farbige Pfostenlöcher eines Hauses aus dem 8. Jh.

Holzproben vom „Schwarzen Plateau“, Fundstelle LA 149. Untersuchung im „Leibnitz-Labor für Altersbestimmung und Isotopenforschung“ der Christian-Albrechts-Universität Kiel. Datierungsergebnisse der „Probe KIA-55912“ Radiokarbonalter 1229 +/- 23 Jahre.

Holzproben vom „Schwarzen Plateau“, Fundstelle LA 149. Untersuchung im „Leibnitz-Labor für Altersbestimmung und Isotopenforschung“ der Christian-Albrechts-Universität Kiel. Datierungsergebnisse der „Probe KIA-55912“ Radiokarbonalter 1229 +/- 23 Jahre.

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