„Burchardi Flut“ 11./12. Oktober 1634

„Burchardi Flut“ 11./12. Oktober 1634

Dem Vernehmen nach soll es schon vor der großen Flut über mehrere Tage sehr stürmisch gewesen sein. Bei starken süd/west Winden wurde das flache Marschland vor der Sylter Südküste und die stark versandete Buch vor dem heutigen Wenningstedt bereits überflutet.

Bis zur höher gelegenen Geest staute sich das Wasser und die Köge konnten nicht mehr entwässert werden. In der Nacht vom 11./12. Oktober 1634 fegte ein Orkan aus Nord/West über das Meer und schob während einer Springtide die Wassermassen gegen die Inseln und in den Nordfriesischen Küstenbereich. Mit voller Wucht prallte die Brandung gegen das Rote Kliff und verursachte binnen kurzer Zeit starke Abbrüche.

Von links nach rechts: Hochwasser Säule in Ribe am Hafen 6,10 Meter*; Hochwasser Säule in Hoyer bei der Schleuse 5,03 Meter*; Hochwasser Säule in Husum am Hafen 4,80 Meter* (*Hochwasserstand vom 11./12. Oktober 1634)

Seekarte „Noordt Zee 1608

Hochwasser Säulen an der Nordseeküste

Das Meer bahnte sich einen Weg durch die Dünentäler beim „Kliffende“, bis hin zum Wattenmeer. In alten Seekarten findet man am ehemaligen „Blidsel Tief“ Ankerplätze eingezeichnet, die offenbar durch Dünenbrüche in einem Dünental entstanden sind.

Auf der Seekarte „Noordt Zee 1608“ von der Jütland Holsten-Land Küste erkennt man Häfen an der Nordseeküste, in denen Hochwasser Säulen die Wasserstände anzeigen. An den landseitig wenig geschützten Inseln, richtete das Meer beim Rückfluten schwere Schäden an. Im Westen und Süden von Morsum wurden Häuser und Scheunen von der Flut fortgerissen.

Staatsbürgerliches Magazin 1845 von Dr. U. Falck - aus einem Beitrag von C.P. Hansen

(1.Auszug) „Die Wehlen oder Bäche der Sylter Wiesen sind durch das Meer, theils beim Anströmen der Fluth, theils beim Abfluß der Ebbe nach Ueberschwemmungen entstanden, und haben sich zum Theil erst nach dem Jahre 1600, wahrscheinlich um 1634, gebildet, wenigstens sehr vergrößert; denn der, das südliche Wiesenland auf Sylt früher schützende Deich umschloß auch die jetzigen Wehlen, bis er in den Ueberschwemmungen von 1593, 1598 und 1634 gänzlich zerstört wurde, und nun erst das Meer freien Spielraum gewann, um Wehlen zu veranlassen. Die bedeutendsten dieser Wehlen sind alle an der Südseite der Insel“

(2.Auszug) „In der Mündung dieser Wehlen hat man neulich Überreste einer alten Schleuse entdeckt, welcher Umstand es wahrscheinlich macht, daß diese Wehle älter als seit 1634 seyn muß.“ Zitat Ende.

Wehle vor dem Risgap in Wenningstedt

Die Sylt Karte aus dem Jahr 1644 von Joh. Meyer (Kupferstich) wurde nach der „Burchardian Flut“ in ähnlicher Darstellung mehrmals veröffentlicht. Bei dem vorliegenden Exemplar wird auf die Wassertiefe in der ehemaligen Bucht vor dem heutigen Wenningstedt durch den Vermerk „15 Fadem tieff“ (27,5 m) besonders hingewiesen.

Offensichtlich wurde durch die gewaltigen Wasserwirbel vor dem Roten Kliff auch beim „Risgap“ eine über 20 m tiefe Wehle ausgespült. Später schwemmten die Gezeiten Ströme ein Gemisch aus Kaolinsand, Geschiebemerkel von der braunen Moräne, gelösten Ton, Feinsand mit abgelagerten Holzresten und Torfresten, sowie Feinsand durchsetzt mit marinen Ablagerungen in die Wehle.

Bei zahlreichen Erdbohrungen am Strand und in der Nordsee vor Wenningstedt entdeckten Wissenschaftler nur in der Nähe vom „Risgap“, bei der Bohrung Nr. 27, einen außergewöhnlichen „Material Mix“ bis zu einer Tiefe von 22,5 m (unter NHN), den sich die Fachleute nicht erkläre konnten.

Die ehemalige Bucht vor Wenningstedt mit der angenommenen Küstenlinie im Jahr 1240 und „15 Faden Tiefe“ nach der „Burchar- dian Flut“ 1634.

Das linke Bild zeigt die Küstenlinie um 1240 (Karte von Johannes Wagener) und offensichtlich eine Wehle mit ca. 27,5 m Wassertiefe im Bereich der Bohrstelle 27, nach der Sturmflut von 1634. 

Das rechte Bild zeigt Erdbohrungen 1969 vor Wenningstedt mit dem Bohrprotokoll der Bohrung 27 (roter Kreis).

Unten: Nach der Sturmflut 1634 fertigte Johannes Wittemak, Deichgraf in der Nordergoesharde im Auftrag des dänischen Königs eine Karte der Insel Sylt mit Erklärungen.

Oben: Kampen Kliffende 2020 – Pos.11 – mit dem Hinweis „Hier falt mit einem hogan storm dat Water heröver“ (Bei hohen Sturmfluten strömt hier das Wasser rüber in das Wattenmeer).

Unten rechts: Das Rote Kliff – Pos.15 – nach den Sturmfluten im Frühjahr 2020.

Unten links: Sylter Dünenlandschaft 2020 – Pos.16 und 17 – beim ehemaligen Blidsel Tief mit „Wester Haven“ und „Weißes Kliff“.

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