Fundstelle „An der Himmelsleiter“

Stand: 28.05.2025

Für die Beseitigung einer 150 Jahre alten Buhne am Südstrand von Westerland, in Nähe der „Himmelsleiter“, wurden die hölzernen Buhnenpfähle 2021 mit einem Bagger freigelegt und anschließend gezogen.

Bei ablaufendem Hochwasser entdeckte man in dem Sandaushub zahlreiche, verschiedene Backsteine und von Sandstürmen geformte „Windkanter“. Dazu auch von Menschenhand bearbeitete Findlinge und weitere Artefakte. Bruchstücke einer künstlich geformten Rinne, die vermutlich bei den Erdarbeiten zerbrach, konnten ebenfalls geborgen werden.

Aufgrund stürmischer Wetterlagen wurden die Arbeiten zeitweilig eingestellt. Hierdurch spülte das Hochwasser weitere Fundstücke frei.

Die letzten Holzpfähle hat man im März 2022 gezogen. Gut erkennbar ist eine ca. 60 cm starke Kleischicht an einem der Pfähle (roter Pfeil).

An der „Himmelsleiter“ endet das Kliff, hier beginnt das damalige Marschland am Geestkern, südlich von Westerland.

Vor etwa 170.000 Jahren brachten die Gletscher der Saale Eiszeit einen Porphyr von Skandinavien auf die Insel Sylt

Wie alle Findlinge aus der Gletscherzeit hatte dieser auch eine geschliffene Oberfläche. „Gesteine mit porphyrischem Gefüge entstehen, wenn Magma im Erdinneren langsam erkaltet. In der Tiefe bilden sich bereits wenige, aber große Kristalle, die in der Schmelze schwimmen. Kommt es dann zu einem schnellen Aufstieg des Magmas mit Vulkanausbruch, kühlt das verbleibende Magma sehr rasch ab und kristallisiert. Dabei entstehen zahlreiche, mikroskopisch kleine Kristalle, die als Grundmasse oder Matrix bezeichnet werden“.

Quelle: Wikipedia

Der fast 70 cm hohe Porphyr in dem Spülfeld der Fundstelle sah jedoch aus, wie eine große Kerze, an der Wachs runter gelaufen ist. Das vergrößert dargestellte Teil ließ sich mit etwas Kraftaufwand abbrechen.

Dieser Porphyr Block ist sicher nicht mit dem Gletschereis nach Sylt gelangt. An der rauen Oberfläche erkennt man, das beim Vulkanausbruch kristallisierte Magma. Die glatte Fläche mit dem eckigen Ausschnitt auf der oberen Seite deutet darauf hin, dass der Porphyr zu einem praktischen Gegenstand bearbeitet wurde.

Den einseitig rau belassenen Porphyr könnte man als handgefertigte Statue betrachten.

Bei dem 44 cm langen Porphyr „Splitter“ brauchte der damalige Künstler nur eine Fläche zu glätten, um dem harten Material das Aussehen eines Bootes zu verleihen.

Für eine Material Untersuchung wurde der „Splitter“ mit einer Spezialsäge halbiert.

Das Teer/Pech schon vor 5.000 Jahren auf Sylt hergestellt wurde ist bekannt.

Aber wie die zwei Pechklumpen A und B in die Fundstelle „An der Himmelsleiter“ gelangten, ist offenbar ein Geheimnis.

Mit einer Radiocarbon 14C Analyse wurde für den Pechklumpen A ein Alter von ca. 33.500 Jahren und bei dem Pechklumpen B ein Alter von ca. 39.200 Jahren ermittelt. Für beide Pechklumpen lassen sich mittels einer Gaschromatographie-Massenspektrometrie (GCMS) ähnliche Substanzen nachweisen, die auch heute noch Verwendung finden.

Zum Beispiel in der Schmieröl Produktion, der Arzneimittel Herstellung, für Kosmetika, in der Klebemittel Industrie und zur Fertigung von Dichtungsmitteln für das Bauwesen.

Quelle: Wikipedia

Rekonstruktion eines Teerofens mit Bruchteilen einer Rinne aus der Fundstelle „An der Himmelsleiter“.

Die Bruchteile befanden sich nahe beieinanderliegend, im Zentrum des Spülfeldes. Vermutlich handelt es sich um die Ablaufrinne einer Birkenrinde Destille.

Das destillierte Teeröl fließt durch das Auslaufteil (AO) über eine Rinne (R1 bis R5) in einen Behälter. Danach wird es zu Pech verarbeitet.

1. Ausflusskanal (AO) zur Rinne (Teil R1). 2. Ablaufrinne (Teil R2) – Seitenansicht der Rinne, deren Unterbau aus Feinsand-, Steinen- und Muscheln mit einem Pechkleber geformt wurde. 3. Ablaufrinne (Teil R3) – Ansicht der Rinne von unten.

Durch eine 30 mm Kernbohrung ist der schichtweise Aufbau der Rinne mit dem Abdruck einer hölzernen Unterlage erkennbar. Feine Holzfasern der Unterlage kleben noch an der Rinne.

„Windkanter“ in der Fundstelle?

Durch ihre oftmals 5- und 6-eckige Form könnten die Windkanter als Pflastersteine, Bodenbelag in Grabkammern und zum Verdecken von Urnengräbern verwendet worden sein.

Windkanter entstanden am Ende der Weichseleiszeit (vor 20.000 Jahren), als das Gletschereis in Schleswig-Holstein – etwa auf der Linie östlich der A7 – zum Stillstand kam.

„Die Ebene vor dem Eis blieb auch nach dessen Abschmelzen für einige Jahrtausend eine nahezu vegetationsleere, kalte Sand- und Steinwüste. Hochdruckgebiete die sich über dem Eisschild aufbauten, führten zu einem ständigen Wind, der vom Eis herab in die Sandergebiete wehte. Kleinere und größere Steine, die aus dem Sand herausragten, wurden so permanent durch den Wind mit Sand und Staub geschliffen. Darüber hinaus haben die Verwirbelungen an den Steinhindernissen den Sand aufgewirbelt, was zusätzlich zu Sandschliff führte“.

Quelle: „Mitteilung NGM – 6. Jahrgang Heft 1 – von Wolfgang Zessin

Auffällig viele, dunkelfarbig und gleichmäßig geformte Steine befanden sich im Spülfeld.

Metamorphes Gestein ist sehr schwer und fest.

An einem dieser Steine befand sich an der unteren Fläche ein Pech/Feinsand Gemisch, mit dem der Stein vermutlich auf einen festen Untergrund fixiert wurde.

Vierzehn verschiedene Backsteinarten in einem ca. 120 qm großen Spülfeld.

In der Fundstelle „An der Himmelsleiter“ befanden sich ausschließlich Backsteine in einem kleinen Format von ca. 20 x 10 x 5,3 cm. Das bedeutet, die Backsteine wurden vor ca. 200 bis 400 Jahren gefertigt. Wegen der Sanddünen und dem steigenden Hochwasser mussten sich die Bewohner auf höher gelegene Siedlungsgebiete zurückziehen. Dadurch könnten die Backsteine mehrmals zum Hausbau verwendet worden sein.

Dies wäre auch eine Erklärung dafür, dass zahlreiche Staven bei der „Burchardi Flut“ am 11./12. Oktober 1634 zerstört und die Bausteine von den Wassermassen in eine Wehle gespült wurden.

Backstein A (2021) mit gebranntem Kalkmörtel und zum Schutz gegen aufsteigende Nässe mit einem Pech-/Feinsand Gemisch verklebt auf ein Fundament.

Backstein B (2025) Das gleiche Motiv ohne Pechfärbung.

Zwei ca. 450 Jahre alte Backsteine aus den Ruinen der ältesten Sylter Landvogtei. Das Haus befand sich am südlichen Geestrand, ca. 200 m nordöstlich der Tinnum Burg.

Glasierter Backstein mit gebranntem Kalkmörtel.

„Der Stein lebt“

„Weder Steine noch Metalle sind Material für die Ewigkeit. Mikroorganismen und Kleinstlebewesen machen allem früher oder später den Garaus. Die Zerstörung alter Gesteine beginnt meist auf physikalisch-chemischem Weg, indem sich die biologisch besiedelten Bereiche ausdehnen und dadurch zerstörerische Spannungen im Material erzeugen.

Quelle: ICBM, Universität Oldenburg

Bei Baggerarbeiten fand man den Findling unter dem Strandsand, in etwa 2 m Tiefe auf dem Kleiboden. Dies ist offenbar ein Hinweis, auf eine weiträumige Fundstelle an der „Himmelsleiter“. In deren Nähe hat man schon in früheren Jahren Stavenplätze, Brunnenringe und Spuren von Rinderhufen in einer Furt gefunden.

Die Ziffern und mythischen Zeichnungen auf dem Findling sind nicht mit Farbe gemalt oder gemeißelt. Sie wurden in den Stein geätzt.

46.000 Jahre altes Artefakt im Spülfeld „An der Himmelsleiter“

Was anfangs aussah, wie ein nasses, rundes Wurzelwerk eines Baumes, zerfiel während des Trockenvorganges in drei hölzerne Teile.

Das Alter des Fundstücks wurde durch eine Radiokarbon 14C Analyse mit 46.000 Jahren ermittelt.

Ob sich die Herkunft des Holzes im Kontext mit weiteren Fundstücken feststellen lässt, bleibt abzuwarten.

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