Fundstelle „An der Himmelsleiter“
Stand: 28.05.2025
Für die Beseitigung einer 150 Jahre alten Buhne am Südstrand von Westerland, in Nähe der „Himmelsleiter“, wurden die hölzernen Buhnenpfähle 2021 mit einem Bagger freigelegt und anschließend gezogen.
Bei ablaufendem Hochwasser entdeckte man in dem Sandaushub zahlreiche, verschiedene Backsteine und von Sandstürmen geformte „Windkanter“. Dazu auch von Menschenhand bearbeitete Findlinge und weitere Artefakte. Bruchstücke einer künstlich geformten Rinne, die vermutlich bei den Erdarbeiten zerbrach, konnten ebenfalls geborgen werden.
Vor etwa 170.000 Jahren brachten die Gletscher der Saale Eiszeit einen Porphyr von Skandinavien auf die Insel Sylt
Wie alle Findlinge aus der Gletscherzeit hatte dieser auch eine geschliffene Oberfläche. „Gesteine mit porphyrischem Gefüge entstehen, wenn Magma im Erdinneren langsam erkaltet. In der Tiefe bilden sich bereits wenige, aber große Kristalle, die in der Schmelze schwimmen. Kommt es dann zu einem schnellen Aufstieg des Magmas mit Vulkanausbruch, kühlt das verbleibende Magma sehr rasch ab und kristallisiert. Dabei entstehen zahlreiche, mikroskopisch kleine Kristalle, die als Grundmasse oder Matrix bezeichnet werden“.
Quelle: Wikipedia
Dieser Porphyr Block ist sicher nicht mit dem Gletschereis nach Sylt gelangt. An der rauen Oberfläche erkennt man, das beim Vulkanausbruch kristallisierte Magma. Die glatte Fläche mit dem eckigen Ausschnitt auf der oberen Seite deutet darauf hin, dass der Porphyr zu einem praktischen Gegenstand bearbeitet wurde.
Das Teer/Pech schon vor 5.000 Jahren auf Sylt hergestellt wurde ist bekannt.
Aber wie die zwei Pechklumpen A und B in die Fundstelle „An der Himmelsleiter“ gelangten, ist offenbar ein Geheimnis.
Mit einer Radiocarbon 14C Analyse wurde für den Pechklumpen A ein Alter von ca. 33.500 Jahren und bei dem Pechklumpen B ein Alter von ca. 39.200 Jahren ermittelt. Für beide Pechklumpen lassen sich mittels einer Gaschromatographie-Massenspektrometrie (GCMS) ähnliche Substanzen nachweisen, die auch heute noch Verwendung finden.
Zum Beispiel in der Schmieröl Produktion, der Arzneimittel Herstellung, für Kosmetika, in der Klebemittel Industrie und zur Fertigung von Dichtungsmitteln für das Bauwesen.
Quelle: Wikipedia
1. Ausflusskanal (AO) zur Rinne (Teil R1). 2. Ablaufrinne (Teil R2) – Seitenansicht der Rinne, deren Unterbau aus Feinsand-, Steinen- und Muscheln mit einem Pechkleber geformt wurde. 3. Ablaufrinne (Teil R3) – Ansicht der Rinne von unten.
Durch eine 30 mm Kernbohrung ist der schichtweise Aufbau der Rinne mit dem Abdruck einer hölzernen Unterlage erkennbar. Feine Holzfasern der Unterlage kleben noch an der Rinne.
Windkanter entstanden am Ende der Weichseleiszeit (vor 20.000 Jahren), als das Gletschereis in Schleswig-Holstein – etwa auf der Linie östlich der A7 – zum Stillstand kam.
„Die Ebene vor dem Eis blieb auch nach dessen Abschmelzen für einige Jahrtausend eine nahezu vegetationsleere, kalte Sand- und Steinwüste. Hochdruckgebiete die sich über dem Eisschild aufbauten, führten zu einem ständigen Wind, der vom Eis herab in die Sandergebiete wehte. Kleinere und größere Steine, die aus dem Sand herausragten, wurden so permanent durch den Wind mit Sand und Staub geschliffen. Darüber hinaus haben die Verwirbelungen an den Steinhindernissen den Sand aufgewirbelt, was zusätzlich zu Sandschliff führte“.
Quelle: „Mitteilung NGM – 6. Jahrgang Heft 1 – von Wolfgang Zessin
Vierzehn verschiedene Backsteinarten in einem ca. 120 qm großen Spülfeld.
In der Fundstelle „An der Himmelsleiter“ befanden sich ausschließlich Backsteine in einem kleinen Format von ca. 20 x 10 x 5,3 cm. Das bedeutet, die Backsteine wurden vor ca. 200 bis 400 Jahren gefertigt. Wegen der Sanddünen und dem steigenden Hochwasser mussten sich die Bewohner auf höher gelegene Siedlungsgebiete zurückziehen. Dadurch könnten die Backsteine mehrmals zum Hausbau verwendet worden sein.
Dies wäre auch eine Erklärung dafür, dass zahlreiche Staven bei der „Burchardi Flut“ am 11./12. Oktober 1634 zerstört und die Bausteine von den Wassermassen in eine Wehle gespült wurden.
„Der Stein lebt“
„Weder Steine noch Metalle sind Material für die Ewigkeit. Mikroorganismen und Kleinstlebewesen machen allem früher oder später den Garaus. Die Zerstörung alter Gesteine beginnt meist auf physikalisch-chemischem Weg, indem sich die biologisch besiedelten Bereiche ausdehnen und dadurch zerstörerische Spannungen im Material erzeugen.
Quelle: ICBM, Universität Oldenburg
Bei Baggerarbeiten fand man den Findling unter dem Strandsand, in etwa 2 m Tiefe auf dem Kleiboden. Dies ist offenbar ein Hinweis, auf eine weiträumige Fundstelle an der „Himmelsleiter“. In deren Nähe hat man schon in früheren Jahren Stavenplätze, Brunnenringe und Spuren von Rinderhufen in einer Furt gefunden.
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Pechkleber kannten die Bewohner auf Sylt bereits in der Bronzezeit, also vor 2500 bis 3000 Jahren. Davon zeugen die kunstvoll gearbeiteten Grabbeigaben, wie zum Beispiel in dem Hünengrab Nr. 78 „Gonnenhoog“.