Windkanter auf dem Roten Kliff
Windkanter sind Gesteinsbruchstücke und Steine, die durch Windschliff eine oder mehrere Kanten (Einkanter, Dreikanter oder Vielkanter) erhalten haben. Auf dem Roten Kliff bildet sich dieser bei starken Süd/West- und Nord/West-Winden aus Sand-Quarzkörnern, wie man sie vom Einsatz eines Sandstrahlgebläses bei der Reinigung von Häuserfassaden her kennt.
Windkanter entstanden auch am Ende der Weichseleiszeit (vor ca. 20.000 Jahren), als das Gletschereis in Schleswig-Holstein – etwa auf der Linie östlich der A 7 – zum Stillstand kam. Die Ebene vor dem Eis blieb nach dessen Abschmelzen für einige Jahrtausend eine nahezu vegetationsleere, kalte Sand- und Steinwüste. Hochdruckgebiete, die sich über dem Eisschild aufbauten, führten zu einem ständigen Wind, der vom Eis herab in die Sandergebiete wehte. Kleinere und größere Steine, die aus dem Sand herausragten, wurden so permanent durch den Wind mit Sand und Staub geschliffen. Darüber hinaus haben die Verwirbelungen an den Steinhindernissen den Sand aufgewirbelt, was zusätzlich zu Sandschliff führte und die Schliffe bewirkte.
(Quelle: „Mitteilung NGM – 6. Jahrgang Heft 1“ von Wolfgang Zessin)
Die Zahl der Kanten und Flächen sind bei den einzelnen Windkanter-Exemplaren unterschiedlich. Man unterscheidet zwei Grundformen, den Firsttypus und den Pyramidentypus. Der Firsttypus (Ein- oder Fünfkanter) hat eine zur Längsachse des Gesteins parallel verlaufende Kante, was eine dachfirstähnliche Form ergibt. Das Verhältnis von Kantenzahl und Flächenzahl ist ungleich. Der Pyramidentypus entsteht durch das Zusammentreffen von drei oder vier Kanten in einem Schnittpunkt. Das Verhältnis von Kantenzahl und Flächenzahl ist immer gleich (drei Kanten = drei Flächen, vier Kanten = vier Flächen.
Quelle: „Geschiebekunde aktuell 12 (4)“ von Karlheinz Krause
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