Der Flintstein ist vermutlich ein Steinbohrer aus der Steinzeit
Wahrscheinlich transportierten ihn die Gletscher der Saaleeiszeit vor 200.000 Jahren von Skandinavien zur Insel Sylt. Dort könnten Menschen den Flintstein vor etwa 5.000 Jahren zu einem Steinbohrer verarbeitet haben. Bis Anfang des 20. Jh. lag er neben den Findlingen und Steinen eines Hünengrabes (Nr. 145) in Kampen und stürzte nach starken Abbrüchen am „Roten Kliff“ auf den Strand. Dort kam er hin und wieder mit Wasser in Berührung, wenn der Sandstrand bei hohen Fluten überspült wurde und sich ein Spülfeld gebildet hatte. Der Flintstein ist 16,7 cm lang, 5 cm bzw. 4 cm breit und 0,742 kg schwer. Er verjüngt sich zum Bohrkopf hin. Durch seinen rhombischen Querschnitt wird das Antriebsverfahren optimal genutzt. Der Bohrkopf ist konisch und erreicht eine Tiefe von 4,3 cm. Bei beidseitiger Bearbeitung und Durchbohrung des Werkstücks könnte dieses bis zu 8 cm dick gewesen sein.
Ähnliches schreibt Dr. F. Wibel auch in seinem Buch über Fundstücke aus der Sammlung von Gustos Schilling
Hypothese: Vermutlich wurde das Werkstück zunächst an der Grund platte des Bohrapparates fixiert und der Steinbohrer in einer, mit einem Steinmeißel vorgearbeiteten Vertiefung, aufgesetzt. Anschließend hat man den Steinbohrer mit Harzkitt an die darüber befindliche „Antriebs welle“ fest verklebt und auf die Vertiefung des Werkstücks gesetzt. Als Gleitmittel für den Bohrmeißel und zum Schleifen der Bohrlochränder könnte man nasse Flintspäne, Flintsplitter und Quarzsand benutzt haben.
Quelle: Bericht Dr. F. Wibel „Der Gangbau des Denghoogs bei Wenningstedt auf Sylt“ S. 27- 44 (1869)
5.000 Jahre alte Steinäxte findet man im „Neuen Museum“ Berlin mit dem Hinweis: „Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts verzeichnete die Vorgeschichtliche Abteilung einen enormen Zuwachs an Funden aus Skandinavien. Hierzu zählen insbesondere die Sammlungen von Brunius und Feddersen. Die etwa 1.700 Objekte von dänischen Fundorten umfassende Sammlungen von Arthur Feddersen aus Kopenhagen enthält größtenteils Steinartefakte, daneben einige Geweihgeräte und Keramikgefäße. Der Ankauf erfolgte zwischen 1887 und 1889.“
Quelle: „Neues Museum“ Berlin
Die Fundstelle des Steinbohrers befindet sich vor dem Roten Kliff in der Nähe des ehemaligen Hünengrabes Nr. 145
Im Umfeld der Fundstelle befinden sich Findlinge und zahlreiche Steine, die vor etwa 70 Jahren vom Kliff herabgestürzt sind.
Über das Hünengrab Nr. 145 berichtet Dr. W. Splieth 1881: „Der unmittelbar am Steilkliff liegende Hügel war am Ende des 19. Jh. schon ausgegraben und mit Heide bewachsen. Er war damals 1 m hoch. Im Hügel befand sich eine Steinkiste von 2,52 m Länge und 0,84 m Höhe und Breite. Das Grab war bedeckt mit 2 großen flachen Steinen“.
„Auf dem Boden der aus kleineren Steinen erbauten Kiste lag ein Haufen großer verbrannter Knochen und auf ihnen ein Bronzestangenknopf, a) eine Pinzette und Harzreste. Neben der Leichenbrandschüttung befand sich b) ein krumm gebogenes Bronzeschwert mit abschmalender Griffangel, an der noch Reste von Harzpech haften. c) Bruchstücke von Harzpech, das als Fugenverklebung eines Holzkastens gedient hatte.“
Quelle: „Vorgeschichte der nordfriesischen Inseln“ S. 424, von Karl Kersten und Peter La Baume
Weiterführende Artikel
Diese Artikel könnten Sie interessieren
Windkanter auf dem Roten Kliff
Windkanter sind Gesteinsbruchstücke und Steine, die durch Windschliff eine oder mehrere Kanten (Einkanter, Dreikanter oder Vielkanter) erhalten haben.
Der Kampener Findling vom Roten Kliff
Der Findling vom Roten Kliff ist ein etwa 20 t schwerer, 3,50 Meter hoher und mehr als eine Milliarde Jahre alter Stein. Es handelt sich um einen Gneis aus dem Gebirge Skandinaviens.
„Wester See Kerken“ auf dem Roten Kliff
Die Geschichte der „Wester See Kerken“ ist offenbar wenig bekannt. Erbaut wurde sie vermutlich in der 2. Hälfte des 13. Jh.