„Tinnum Burg, nebst Ruinen der ältesten Sylter Landvogtei“
…. gezeichnet nach der Natur 1865. So signiert C.P. Hansen seine Zeichnung. Neben verschiedenen alten Lageplänen ist dies wahrscheinlich die einzige Bild Beschreibung einer Sylter Landvogtei, wie Henning Rinken sie in seiner „Chronik betreffend der Insel Sylt“ (Rd. Nr. 147) in Verbindung mit Sylter Landvögten erwähnt.
„Die Sylter Landvögte, soweit selbige bekannt sind, waren folgende:
- Andres Frödden, lebt um das Jahr 1547, wohnte zu Wester-Wall in Morsum, er war geborener Sylter.
- Knuth Tacken lebte um das Jahr 1600, wohnte in Tinnum.
- Thacke Knuten, ein Sohn des Vorigen, von 1609 bis wenigsten 1617, er wohnte nördlich von Tinnum-Borg.
- Frödde Frödden zu Tinnum, 1623 bis 1634(BurchardiFlut1634)
- Peter Thacken der 1., ein Sohn des Tacke Knuten, 1634 bis 1684, in welchem Jahre er, während Kriegsunruhen, wegen seiner Anhänglichkeit an den Landesfürsten Christian Albrecht, vom Königl. Beamten 1684 abgesetzt wurde. Er erbaute 1649 das wohlbekannte Deutschers Hause (heutige „Alte Landvogtei“) und bewohnte dasselbe, bis er 1685 starb“
In der Chronik wird die Liste der Landvögte bis Rd. Nr. 152 fortgeschrieben.
In Offa-Bücher Band 89, S.145 findet man unter der Fußnote 2 eine Mitteilung von Dr. Martin Segschneider: „Beim Bau der Eisenbahn- Anbindung des Flugplatzes (1939) wurden südlich der Fundstelle in maximal 400 m Entfernung die Reste eines vorgeschichtlichen Gebäudes gefunden. Eine genaue Dokumentation des Gebäudes unterblieb allerdingst und so bildet ein Vermerk in der Ortsakte den einzigen Hinweis hierauf“. Bei dem beschriebenen Objekt (Stern im roten Kreis) handelt es sich vermutlich um die Ruine der „ältesten Landvogtei“.
Landunter in der Sylter Marsch bei Sturmfluten im 20. Jahrhundert
Vor der Fertigstellung des Nösse Deich und Rantum Becken im Jahr 1937, überflutete das Meer am 18. Oktober 1936 nochmals die Marschwiesen bis zur Höhe der Tinnumer Geest. Dabei erreichten die Fluten letztmalig den ehemaligen Standort der „ältesten Landvogtei“ mit etwa 2,85 m über NN.
Bei der „Burchardi Flut“ am 11./12. Oktober 1634
soll es dem Vernehmen nach schon vor der großen Flut über mehrere Tage stürmisch gewesen sein. Bei starken süd/west Winden wurde das Marsch- land vor der Küste bereits überflutet (siehe bei Artikel „Burchardi Flut“).
Bis zur höher gelegenen Geest staute sich das Wasser und die Köge konnten nicht mehr entwässert werden. In der Nacht vom 11./12. Oktober 1634 fegte ein Orkan aus Nord/West über das Meer und schob während einer Springtide die Wassermassen gegen die Inseln und in den nordfriesischen Küstenbereich.
Die Wasserstände dieser Sturmnacht wurden später mit Markierungen an Hochwasser Säulen in Ribe am Hafen 6,10 m, Hoyer bei der Schleuse 5,03 m und Husum am Hafen mit 4,80 m angegeben.
Auf der Seekarte „Noordt Zee – Jutland Holsten-Land“ von 1608, findet man die Häfen mit den auf Hochwasser Säulen angezeigten Wasserständen (roter Kreis).
An den landseitig wenig geschützten Inseln, richtete das Meer beim Rückfluten schwere Schäden an. Im Westen und Süden von Morsum wurden Häuser und Scheunen von der Flut fortgerissen. Ein möglicher Wasserstand von 4 Meter über NN könnte im Bereich der Tinnum Burg die Geestböschung beschädigt und die dort bei 2,85 m über NN stehende „ältere Landvogtei“ zerstört haben.
Wie bei der Kreuzwehle, haben die rückflutenden Wassermassen vermutlich auch den Steidumdeich zerstört.
Danach könnten sich die Fluten in westlicher Richtung einen Weg durch den Fruenkolksiel und das Eidumfleth über das flache Marschland in das offene Meer gebahnt haben.
Vor 400 Jahren lag noch eine schützende Dünenkette (15 m bis 18 m hoch), etwa 300 m vor der heutigen Küste, vom Süden Westerlands bis nördlich von Hörnum.
Quelle: Seekarte „Jutlandt – Holsterland“ mit Segelanweisung von 1608 – Verbesserte Ausgabe von Willem Ians Zoom.
Auf der Luftaufnahme von Bleicke Bleicken lässt sich der Übergang von der Westerländer und Tinnumer Geest zum südlichen Marschland durch die dortige Bebauung und Getreidefelder gut erkennen.
Vor 100 Jahren befand sich nördlich der Tinnum Burg noch ein ausgedehntes Schilffeld in einem Sumpfgebiet.
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