„Das Geheimnis eines namenlosen Hünengrabs“
Wir nennen es mal „VIII s“, weil die Holzbuhne (Hauptwerk VIII s) erst in einer späteren Epoche in seiner Nähe gebaut wurde. Als man das Hünengrab vor etwa 3.500 Jahren für einen hohen Würdenträger oder tapferen Krieger erbaute, befand sich die Nordseeküste einige Kilometer westlich von der Insel Sylt und der Meeresspiegel lag ca. 5 Meter tiefer als heute.
Im Jahr 1867 begann man die ersten Versuchsbauten mit Pfahlbuhnen für den Küstenschutz. Zitat: „Bei einer Besichtigung 1876 war darauf hingewiesen worden, dass nach den bisherigen Erfahrungen eine größere Strecke mit gutem Erfolg gesichert werden könnte. Der geplante Ausbau sollte von Westerland aus 7 km nach Norden und 4 km nach Süden reichen und eine nicht zu enge Lage der Werke enthalten“. Weiter heißt es: „Daher müssen die Schutzbauten vor allem auf der Strandstrecke errichtet werden, wo der alte Inselboden nicht sturmflutfrei liegt, sondern durch die Dünen geschützt wird. Hierzu gehört die Strecke unmittelbar vor Westerland, von dort ca. 4 km nach Süden und 2 km nach Norden“.
Prof. Friedrich Müller, aus „Das Wasserwesen an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste“ – SYLT –
Im 13. und 14. Jh. kam es zu einem leichten Anstieg des Meeresspiegels.
Bei gleichzeitiger, regionaler Senkung des Meeresbodens wurde die Marsch- und Moorlandschaft vor der heutigen Insel Sylt zunehmend überflutet. Nach der verheerenden Marcellus Flut, der „Grote Mandränke“ im Jahr 1362, flüchteten die Bewohner landeinwärts, auf den höher gelegenen Geestkern im Süden Westerlands und die angrenzende Marsch.
Um 1434 kehrte der Chronist Hans Kielholt von einem 12-jährigen Studienaufenthalt in Leipzig zurück auf die Insel. Dabei soll er die Versandung des Marschlandes und die Bildung von Dünen vor der Insel Sylt sowie die Überschwemmung der Weiden und Äcker mit Bestürzung festgestellt haben. Bei einer Seekarte aus dem Jahr 1608 heißt es in einer Küstenbeschreibung: „… eine Dünenkette von 14 m bis 16 m Höhe ist etwa 12 km lang, bis etwa zum Ende der Insel“ (südlich von Westerland bis nördlich von Hörnum).
Quelle: Landkarte „Jutlandt Holster Landt 1608“ verbesserte Ausgabe von Willem lans Zoon und „Beschryvinghe Vande Zee-custen van Jutlandt ende der Jutsche Eylanden tusschen de Elbe ende de Rif-horn gheleghen“.
Bild 1: Das schüsselförmige Speicherbecken hat am äußeren Sodenrand einen Durchmesser von ca. 6 m. Bei einer 2 m starken Kleischicht (siehe Grafik) könnte es eine Tiefe von 1,8 m gehabt haben.
Bild 2: Erdbohrung S 29 der Forschungsabteilung des Preußischen Marschenbauamt Husum, 1937 bei Dikjen Deel.
Quelle: „Untersuchung über den Aufbau und die Entstehung der Insel Sylt. II. Mittel-Sylt“ K. Gripp und W. Becker, 1940 in Westküste 2, Doppelheft 2/3.
Die Holzbuhne VIII s wurde 1937/38 bis zur Randdüne verlängert und der dortige Dünenhang durch Granitbruchsteine befestigt.
Diese besondere Buhnenverstärkung diente wahrscheinlich auch zur Sicherung der in den anschließenden Dünen gebauten Militäranlagen und der südlich von Dikjen Deel gelegenen Flakstellung „Rantum Nord“. Ob die Findlinge aus dem Hünengrab für die Buhnenverlängerung oder bereits für den Bau der Holzbuhne VIII s verwendet wurden, lässt sich nicht mehr ermitteln.
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