Das Geheimnis des „Swarte Walls“

Der „Swarte Wall“ (schwarzer Wall) ist ein mit Heide bewachsener Wall zwischen Wenningstedt und Kampen.

Auf dem Gebiet der Norddörfer: Wenningstedt, Kampen und Braderup sind in der Topographischen Grundkarte des Deutschen Reiches von 1929 zahlreiche Erdwälle eingezeichnet. Ein großer Teil der Wälle ist heute planiert oder überbaut. Östlich vom Campingplatz Wenningstedt erkennt man noch den südlichen Teil der Wallanlage mit dem Hinweis „Swarte Wall“. 

Über diesen Erdwall schreibt der Heimatforscher Hermann Schmidt:

Auszug aus seinem Bericht von 1942 in der „Chronik Norddörfer Sylt“ Bd.1 – Seite 42/43:

 „Der Schwarze Wall hat eine mittlere Höhe von 1,50 m und zeigt nur hier, nach Westen hervorspringende, halbkreisförmige Wülste.“

„Wo die Wülste liegen, sind kleine Grasflächen eingestreut. In diesen mit Gras bewachsene und von Wällen umgebenen Flächen (gelbe Pfeile), befinden sich eine Reihe von gut feststellbaren Vertiefungen. Das Ganze macht den Eindruck einer verlassenen Siedlungsstätte und doch findet man in der so reichen Literatur unserer Insel kaum einen Hinweis auf diese Spuren aus längst vergangener Zeit. Nur eine einzige Karte, die 1876 von C.P. Hansen gezeichnet wurde, vermerkt diese Stätte mit „Swarte Wall“ und dazu findet man die Bemerkung Alte Staven“. …

… „Diese Siedlungsreste und besonders diejenigen am „Swarte Wall“ haben schon seit Jahren meine erhöht Beachtung gefunden, zumal kein Mensch der älteren Generation in Wenningstedt auf meine Nachfragen wegen der Bedeutung dieser Spuren mir auch nur irgendeine Auskunft geben konnte. Wie oft habe ich hier nach Dingen menschlichen Kunstfleißes gesucht. Besonders der Schnitt durch eine der erwähnten Vertiefungen, der von mir vermuteten Gruben oder Keller, bestätigten diese Annahme. Der aufgewehte Dünensand, der auf dem unberührten Urboden, wie das Profil des Grabens zeigte, etwa 0,40 Meter stark war, zeigte hier eine Mächtigkeit von etwa 1,80 Meter und war ganz fein geschichtet ohne eine Beimischung. Auf dem Urboden dieser Grube lag eine regelmäßige Schicht flacher Feldsteine. Dazwischen fanden  sich Gefäßscherben derselben Art, wie man sie auf dem Roten Kliff auf der erwähnten Siedlungsstätte dutzendweise auflesen kann“. …

… „Wenn die aus den vorher beschriebenen Funden gezogenen Schlüsse richtig sind, lagen unter der aufgewehten Sandschicht verkohlte Holzreste, die sich besonders an einer Stelle häuften, rußige, kleinere Feldsteine und Keramikscherben derselben Art wie die vorher erwähnten. Auch wurden hier die Köpfe großer, stark verrosteter eiserner Nägel aufgesammelt. Auch im Garten fanden sich diese Sachen unter dem Sand, sowie Reste von Ziegelsteinen. Alle Fundstücke waren geschwärzt und sind scheinbar im Feuer gewesen. Damit dürfte nachgewiesen sein, dass hier am „Swarte Wall“ einst Häuser (vermutlich auch Grubenmeiler oder Pechöfen) gestanden haben. Eine feinere Befundung der ursprünglichen Baustoffe kann nur eine planmäßige Grabung an dieser Stätte erbringen“. (Zitat Ende)

Der ehemalige Rektor an der Norddörfer Schule in Wenningstedt Hermann Schmidt erhält 1961 den „C.-P. Hansen Preis“, der erstmals 1960 verliehen wurde, für seine Verdienste in der friesischen Sprach- und Brauchtumspflege. 

 (Quelle: NDR – Berichte vom Tage 11.12.1961)

Westlich vom „Swarte Wall“ befinden sich 3 flache Wall-Stücke (Kennzahl im grünen Kreis).

Dazu heißt es in: „Vorgeschichte der nordfriesischen Inseln“ (von Karl Kersten und Peter La Baume“)

Wall 86 – rote Punkte „2 flache steinbedeckte Erdhügel von 3,0 Meter Durchmesser und 0,2 Meter Höhe. Südlich davon eine flache Steinbrücke von 3,5 Meter Länge und 0,5 Meter Breite“.

Wall 87 – roter Punkt „Flachen Steinhaufen 4,0 Meter Durchmesser und 0,2 Meter Höhe, dazwischen kohlehaltige Erde“.

Wall 88 – roter Punkt „Flacher Erdhügel mit steinbedeckter Oberfläche, Durchmesser 3,5 Meter, Höhe 0,2 Meter.

Waren Pechöfen und Grubenmeiler vor 800 Jahren schon geheim?

Vieles deutet darauf hin, dass man aufgrund der günstigen Lage im Bereich der Insel Sylt bereits im 12. Jahrhundert Grubenmeiler und Pechöfen betrieben hat. Diese Art der Teerdestillation verlief bis in das 19. Jh. oft noch geheim, weil neben Pech und Schwefel auch zahlreiche chemische Substanzen gewonnen wurden. Dies könnte ein Grund dafür sein, dass es über die Pechproduktion in den vergangenen Jahrhunderten nur wenige Veröffentlichungen gab. 

1993, siebzehn Jahre nach dem Tode von Hans Protz schreiben die Autoren Dieter Todtenhaupt und Andreas Kurzweil über dessen Abhandlung zu den „Ausgrabungen von mittelalterlichen Teeröfen in Berlin“.

„Hanz Protz – ein vom Teer Besessener hat in den Jahren von 1962-1971, oftmals ganz allein, in Berlin am Tegeler Fließ und im Grunewald fünf Teeröfen, die anhand der dabei gefundenen Keramikscherben in die 2. Hälfte des 13. Jh. datiert werden ausgegraben“.

(Ausgrabungsplan des Teerofens am Tegeler Flies – Berliner Blätter für Vor- und Frühgeschichte 10, 1963)

„Hinweise auf mittelalterliche Teeröfen in der Literatur: Berichte über Teeröfen sind in der mittelalterlichen Literatur naturgemäß selten und sehr versteckt. Der z.Zt. noch älteste Hinweis findet sich in dem Urbar des Klosters Kitzingen (Franz, G.1977) aus dem 11. Jahrhundert: „Bechofen hat 3 Hufen, die ein Fuder Pech leisten“.

Einen weiteren Hinweis hat schon H. Protz aufgeführt: In der Grenzbeschreibung eines Kaufvertrages (Riedel, A.F. 1857) vom 17. Juni 1299 heißt es u.a.: „ubi quondam stabent fornacula, Pecköfen nomunata“ (wo einstmals gestanden ein Ofen, Pech(k)ofen genannt).

In seinem Buch „de vegetabilibus libri VII“ (Albertus Magnus 1867), erschienen im 13. Jh. beschreibt Albertus Magnus einen aus Erdschlamm (Lehm) hergestellten Ofen, der von einem äußeren ebenfalls gewölbten Ofen aus gleichem Material umgeben ist. Der von beiden Öfen gebildete Ringraum hat eine Breite von einer halben Elle, ca. 30 – 40 cm. …..

… „Allerdings wird das Schwelholz nach seinem Bericht nicht in den inneren Teil, sondern in den Ringraum gelegt und das Feuer dagegen in den inneren Teil. Das würde bedeuten, daß der innere Teil noch ein zusätzliches, in dem Bericht nicht erwähntes Abzugsloch für die Brenngase aufweisen müsste. Der in dem Ringraum anfallende Teer sollte über eine Rinne oder einen Kanal nach außen abfließen“. (Zitat Ende)

(Quelle: Dieter Todtenhaupt und Andreas Kurzweil „Museumsdorf Düppel“, Berlin)